© Katharina Wagner
Anni Pirch wurde am 16. April 1921 in Ollersdorf (Bezirk Güssing) geboren und verbrachte ihre Kinder- und Jugendjahre in Neudauberg, wo sie seit dem Tod ihres Mannes 1981 auch heute wieder lebt. Sie veröffentlichte seit ihrer Jugend zahlreiche Gedichte, Erzählungen, Märchen, Hörspiele und Romane. Bücher (Auswahl): Der Sommer zerfiel (1975), Blumen unter dem Schnee (1981), Die Reise nach Lerra (1996), Das Wiesenfest (2000), Der Echobaum (2003), Die rauchlose Fackel (2004), Schachfiguren und Glücksbringer (2008), Das Nest (2011), Der Taufbrief (2012), Bienen (2014).
Bienen
(Auszüge)
Nochmals wölbt sich
im Licht der Regenbogen
über das Land,
als riefe er
meinen müden Fuß
auf seiner bunten Brücke
in das letzte Geheimnis –
***
Clematis, Traumfracht,
blaue Flügel im Wind,
mit grünem Sommer
behangene Gräser,
flirrendes Licht,
behütet im Wissen
wie leicht zerstörbar
die blühenden
Dinge sind –
Über den Wellen der Zeit
blüht ein versunkenes Wort,
unbegreiflich noch immer
sein Sternenglanz –
***
Perlen aus Licht
Zu Türmen gereiht,
in Kalkstein gemeißelt
die Ornamente
von Jahrtausenden,
werden zum Speicher
der Sehnsucht
in vertropfter Zeit –
***
Überschütte nicht
mit Zweifeln
die Spuren des Lichts
und versuche nicht
seine Herkunft zu enträtseln,
sie bleiben dir
geschenkter Augenblick –
***
Frühling
hast du wieder
deinen Bogen
mit den Lichtern aller Verheißung
bespannt?
***
Gebet ist die Baumblüte
auf den Lippen
lichtloser Wurzeln,
makellos über die Hügel gefaltet
schneeige Seide, aus der die Hand,
die im leisesten Winde bebt,
vieltausendfach die gefüllten Kelche
dem Leben entgegenhebt.
Im brausenden Bienenfluge
webt sich der junge Morgen ein,
nur nicht vermessen sein
im Licht –
***
Aus dem Buch:
Mit Illustrationen
von Erwin Moravitz
© edition lex liszt 12, 2014